Alles begann Anfang Januar ganz harmlos mit leichtestem Schnupfen. Und es frage mich niemand, wo ich mich angesteckt haben könnte. Ich war ausser zum Einkaufen seit Anfang Dezember 2021 nirgends. Nach drei Tagen stieg die Körpertemperatur auf 38.5°C. Nicht beunruhigend. Am 12. begann das Fieber zu sinken. Am 13. abends wurde es wieder heiss in meinem Körperchen. Richtig heiss.
Von Freitag, 14.-17. Januar lag ich mit fast 40°C Fieber handlungsunfähig im Bett, konnte mich kaum mehr versorgen. Wasser holen, eine Tasse Tee kochen und abends eine Bouillon. Mehr ging nicht mehr. Ich hatte grosses Glück, wie sich ein paar Tage später herausstellte, dass mein Immunsystem trotz Suppressiva und dank Booster funktionierte. Sonst hätte ich Delta nicht überlebt. Ich bin haarscharf an einer Sepsis vorbeigerauscht.
Am 18. war das Fieber gesunken, doch hatte die Lunge bereits tags zuvor zu kollabieren begonnen. Ich konnte keine drei Meter mehr gehen, ohne fünf bis zehn Minuten
ausruhen zu müssen. Innerlich fühlte es sich an, als ob zwei Flügel zusammenklappen würden. Dass das, was ich erlebte, das Kollabieren der Lunge war, war mir nicht klar. Irgendetwas in mir hielt
einfach durch.
Kluge, wache Freundinnen beknieten mich per Chat und Telefon, das sei kein Zustand, in dem ich zu Hause bleiben könne. So bat ich denn meine Hausärztin um Überweisung ins Spital.
Am 19. Januar gings ab in den Notfall. Selbstverständlich, dass ich am Morgen erst noch die Liste schrieb, damit ein Helfer für mich die Sachen zusammenpacken
konnte. Ich konnte kaum drei Schritte gehen ohne in Atemnot zu geraten, und dennoch musste er mir sagen, er könne, was ich aufzuschreiben vergessen hätte, auch aus den Schränken holen. Ich müsse
das nicht selbst tun.
Dabei war ich vorher schon einfach umgefallen. Ohne eine Chance mich aufzufangen.
Glücklicherweise direkt aufs Bett. Doch noch im Taxi dachte ich, die lachen mich im Spital aus und schicken mich wieder nach Hause, da ich ohne Fieber in den Notfall komme.
Stattdessen bekam ich während der nächsten acht Tage Sauerstoff. Und endlich ein Mittel gegen
die Kopfschmerzen, die seit 14 Tagen anhielten. Vom ersten auf den zweiten Tag musste die Sauerstoffmenge ständig erhöht werden, das "Nasenvelos" (s. Bild unten) reichte nicht mehr.
Ich brauchte eine Sauerstoffmaske. Um die Intubation zu verhindern, musste ich mich in die Bauchlage drehen. Wunderbar. Das funktionierte schon mal. Gut, dass Körperchen so schnell auf adäquate
Behandlung reagiert.
Dazu Cortison und Antikörpertherapie gegen Delta. Auch wenn noch nicht gesichert war, dass es Delta war. Gegen Omikron würden die Antikörper nichts nutzen. Aber es pressierte und die Bestätigung, ob es Delta sei oder nicht, würde erst am nächsten Tag kommen. Die schnelle Wirkung der AK-Therapie zeigte deutlich genug, dass es sich um Delta handelte. Nachdem ich die AK bekommen hatte, ging es mir bald etwas besser. Wenn auch auf einem sehr tiefen Niveau, das ich wirklich keiner/keinem wünsche.
Das alles NB. mit lauter negativen PCR-Tests. Der erste, am 08.01. hätte was bringen können. Doch die junge Frau machte statt eines Nasenrachenabstrichs in meiner völlig ausgetrockneten Nase bloss einen Nasenabstrich. So konnte das natürlich nicht anzeigen.
Dabei hatte ich fast die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass es nichts war, was mein Körper bereits kannte. Ich war meistens zu 90% sicher, dass es Covid war. Und dennoch, ohne Testbestätigung ist es schwierig. Eine befreundete Ärztin sagte mir, sie sehe immer wieder Covid-Patient:innen mit negativen Tests. Am Schluss würde sie halt eine Stuhlprobe machen. CT, Ultraschall, Lunge abhorchen - das typische Covid-Knistern sei zu hören ... alles zeigte eine Covid-Lungenentzündung.
Am 02. Februar hätte ich in die Reha überführt werden sollen, doch gab es in erreichbarer Nähe keinen Platz. Also wurde ich im Rollstuhl bei mir zu Hause in den zweiten Stock hochgetragen. Die Covid-Lunge mochte keine Treppen und keine längeren Wege. Abgesehen davon waren nach vier Wochen Bettlägerigkeit – Bett-Toilette-Bett – kaum mehr Muskeln vorhanden.
Zuhause hat mich dann auch gleich noch Omikron ereilt. Die Wohnbegleitung nahm mich bei der Rückkehr in Empfang. Sie war fünf Stunden bei mir. Am nächsten Tag erhielt sie nach 50 Stunden (!) Wartezeit endlich ihr Resultat. Positiv. Da konnte sie wirklich nichts dafür. Und hätte sie mir beim nach Hause kommen nicht helfen können, hätte ich nicht gewusst, wohin und stattdessen im Spital bleiben müssen.
Die Symptome gingen drei Tage später los. Wieder Kopfschmerzen und dieses Mal Nebenhöhlen- und Stirnhöhlen und leichtes Fieber. Hals- und Ohrenschmerzen. Ab Montag 7. Februar war es zweieinhalb Tage ziemlich schlimm. So sehr, dass Freundinnen mir die Spitex Pflege vorbei schickten, weil ich fünf Stunden nicht auf SMS reagierte. Es beruhigte sich dann erfreulicherweise relativ rasch wieder, doch die erwünschte Stärkung brachte diese Episode natürlich nicht.
Nun habe ich seit vier Wochen Domizil-Reha, Wohnbegleitung, Spitex und drüber hinaus helfen Nachbar:innen. Und meine Thuner Freundin war auch noch ein paar Tage hier und konnte einiges erledigen. Darüber hinaus tat es gut, zwischendurch Gesellschaft zu haben. Auch der Spieleabend mit ihrer anderen Basler Freundin war erfrischend. Danke schön, ihr Lieben 😘
Ich bin auch ausserordentlich dankbar für unser Gesundheitssystem mit all den tollen Unterstützungsangeboten und für alle fürsorglichen Menschen im Haus 💜💙💚💛
Die Symptome sind noch nicht vollständig abgeklungen. Der trockene Husten ist noch da, tief Luft holen grenzt an Leistungssport. Nebel im Kopf, zu oft fallen mir Worte nicht ein. Aber wenigstens verdrehe ich Konsonanten oder Vokale nicht mehr und nenne eine Lampe auch nicht mehr Tisch. Von der Höhe der Thymusdrüse bis zu den Stimmbändern brennt es immer noch. Schlaf ist wenig erholsam. Inzwischen kann ich ein bis zweimal am Tag die Treppe runter gehen: 4 x 7 Stufen bis zuunterst. Und nochmals 7 Stufen hoch zur Strasse vor dem Haus. Und wieder hoch in die Wohnung. Ich komme immer noch ziemlich schnell ins keuchen. Die Bronchien spüre ich deutlich. Auf Rat einer befreundeten Ärztin habe ich mich bei der Postcovid-Sprechstunde angemeldet. Fünf (!) Wochen Wartefrist. Das klingt nicht so, als hätten die Ärzt:innen zu wenig Arbeit.
Dankbar bin ich für den täglichen digitalen Support von Freundinnen, von denen dank meines früheren Nomadinnenlebens fast alle weiter weg wohnen, verstreut über Mittel- und Westeuropa.
Dankbar bin ich auch dafür, dass wir als Land hier keinen grössenwahnsinnigen, machtgeilen Nachbarn haben. Die Geschehnisse in der Ukraine bringen mich jeden Tag an den Rand der Ohnmacht, zum Weinen. Und es macht mich so ausgesprochen wütend. Dazu dann aber in den nächsten Tagen.
💜💙💚💛🧡❤️
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