Scham - Shame (1)

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Seit einiger Zeit beschäftigt mich das Thema Scham stark.

 

Dass ich mich schäme für Handlungen, die ich im Nachhinein als falsch erachte - und, wenn Menschen involviert sind, dafür auch um Entschuldigung bitte, ist nachvollziehbar.

 

Dass ich mich jedoch für teilweise sogar schwere Verbrechen schäme, die andere an mir begangen haben, schmerzt geradezu unerträglich.

Als hätte ich kein Recht auf Würde, auf Respekt. Auf Gleichberechtigung. Dabei weiss ich, dass ich genau wie jedes andere Wesen, gleichberechtigt bin. Dass ich das Recht habe, anderen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Und doch muss ich mich immer wieder dafür wehren, von manchen als gleichberechtigte und gleichwertige Person behandelt zu werden.

Dass es vielen anderen ähnlich ergeht, ist nur punktuell erleichternd. In dem Moment, wo verächtliche Blicke mich streifen, fühle ich mich oft wieder so ohnmächtig wie vor 62 Jahren, als der erste der Kinder-Vergewaltiger meine Existenz zu vernichten drohte.

Ich konnte auch schon besser damit umgehen. Ich wusste nicht nur, dass ich genau so wertvoll bin wie andere, sondern fühlte und lebte es. Doch merke ich sehr deutlich, dass ich mich noch nicht davon erholt habe, was drei Mobberinnen in den Jahren vor 2018 angerichtet haben. Obwohl es zuletzt nicht mich alleine betraf und obwohl ich inzwischen wieder viel mehr wohltuende Erfahrungen mache, ist die Unsicherheit immer noch gross. Auch die Befürchtung, dass es jederzeit wieder losgehen könnte, schwingt noch mit.

Zeitlich passend spricht die deutsche Philosophin Maria-Sibylla Lotter in der Sternstunde Philosophie des Schweizer Fernsehens über Scham.

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For some time, I have been very concerned with the subject of shame.

It is understandable that I am ashamed of actions that I consider wrong in retrospect - and, if people are involved, also ask to be excused for.

The fact that I am ashamed of sometimes even serious criminal acts, that others have committed against me, simply hurts often unbearably.

As if I had no right to dignity, nor to respect or to equality. In doing so, I know that I am equal, just like any other being. That I have the right to meet other people on an equal footing. And yet I have to fight again and again to be treated by some as an equal person with equal rights. The fact that many others feel the same is only a relief here and there. The moment someone looks at me with contempt, I often feel as powerless as I did 62 years ago, when the first of the child rapists threatened to destroy my existence.

There were times, I was able to deal with it better. Not only did I know, that I am just as valuable as others, I felt and lived it. But I notice very clearly, that I've not yet recovered from what three female bullies did in the years before 2018. Although it did not affect me alone in the end and although in the meantime I've had much more beneficial experiences again, the uncertainty is still big. And the fear, that it could start again at any time still resonates.

At the right time, the German philosopher Maria-Sibylla Lotter speaks about shame in Swiss television's "Sternstunde Philosophie". (Without English subtitles.)

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