Nachdem meine Mutter gestorben war, konnte ich einiges aus ihrem Haushalt übernehmen. U.a. gehörten zwei ihrer Schürzen dazu. Während ich das dampfende Bügeleisen über den Stoff schiebe und darauf achte, nicht noch mehr Falten hinein zu bügeln, beginnt das Kopfkino. Wie ich diese Schürzen schon als Kind gebügelt habe. Vor 58 Jahren. Wie ich die Taschentücher meines Vaters und des Onkels, der bei uns wohnte, bügelte und meine Mutter mich warnte, Onkel Hans werde nicht zufrieden sein, wenn ich Falten in seine Taschentücher bügelte.
Der Onkel, der das Kind vergewaltigte. Immer und immer wieder. Welche Gedanken, Gefühle bewegten damals wohl das kleine Mädchen bei den Worten der
Mutter?
Wie unendlich schwierig es war, als sie von mir verlangte, meine Schürzen ab sofort selber binden zu müssen. Wie alt war ich da? Fünf? Sechs? Mit den Händen am Rücken die Bändel kreuzen. Von hinten durch die seitwärts angebrachten Schlaufen ziehen und hinter dem Rücken eine Schlaufe binden.
Wie ich bei einer Nachbarin, die mich stundenweise hütete zugeschaut hatte, als sie ihren Kindern das Stricken beibrachte. Sie hatte es auch mir gezeigt. Aber ich war durch die ständigen Prügel und die sexualisierte Gewalt schon sehr langsam geworden und war nicht weit gekommen. Zu Hause hatte ich meine Mutter gebeten, es mir beizubringen. Nun stand sie hinter mir und ohrfeigte mich jedesmal, wenn ich eine Masche falsch auf die Nadel nahm oder sie fallen liess. Und natürlich machte ich um so mehr "Fehler", je mehr und je härter sie schlug. Und je mehr ich Fehler machte, desto härter und öfter schlug sie.
Um so mehr freut es mich jetzt, dass ich, wenn auch unter Anleitung einer Fachfrau, wieder nähe. Meine erste Hose seit sechs Jahren. Passend zu den 15 kg Wasser, die das Cortison mir bescherte. Der elastische Bund wird nach Lust und Laune zur Hälfte oder zu zwei Dritteln herunter geklappt. Der Bauch hat Platz und sie sitzt ganz wunderbar und passt zu mir.
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After my mother died, I took over some things of her, among others two of her aprons. As I slide the steaming iron over the fabric, taking care not to iron in any more creases, the mental cinema begins. How I ironed these aprons as a child. 58 years ago. How I ironed the handkerchiefs of my father and the uncle who lived with us and how my mother warned me that Uncle Hans would not be satisfied if I ironed creases into his handkerchiefs.
The uncle who raped the child. Over and over again. What thoughts and feelings did the little girl have regarding her mother's words?
How infinitely difficult it was when she asked me to immediately tie my aprons myself. How old was I? Five? Six? A small child. Crossing the ribbons with the hands on her back. Pulling it from behind through the loops on the side and tie a loop at the back.
How I saw a neighbour who looked after me, when my parents were working, how she taught her children to knit. She showed it to me, too. But the constant beatings and sexual violence made me very slow and I hadn't got very far. At home I asked my mother to teach me. Now she stood behind me and slapped me every time I took a stitch wrongly on the needle or dropped it. And of course I made more "mistakes" the more and the harder she hit. And the more mistakes I made, the harder and more often she hit.
So I'm all the more pleased that I'm sewing again, albeit under the guidance of a female expert. My first pair of pants in six years. Suitable for the 15 kg of water that the cortisone brought to me. At whim the elastic waistband can be folded down half or two thirds. The belly has enough space and the pants sit wonderfully and go well with my style.
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