Résumée

I'm really sorry for English speaking readers, but at the moment I can't translate.

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Es war in den ersten vielen langen einsamen Monaten nach Thamiams Tod äusserst schwierig, dem Trauerprozess zu folgen. Zum einen waren da die abgrundtiefe Ohnmacht und die schreiende Verzweiflung darüber, dass ihm lebensnotwendige medizinische Massnahmen verweigert worden waren und sein Tod so unausweichlich geworden war. Und Schmerz und Wut darüber, dass die heteronormative Gesellschaft es ermöglichte, eine lesbische Mama nicht nur auszuschliessen, sondern zur Nichtexistenz zu verdammen.

Gleichzeitig fand hier im Haus ein Umbau statt, bei dem wir monatelang mit ohrenbetäubendem Lärm eingedeckt wurden. Ausserdem mussten wir uns im Haus sowohl eine Mobberin wie die sie unterstützenden Vermieter vom Hals halten. Man versuchte, uns finanziell zu übervorteilen, das Mietrecht sollte ausgehebelt werden, mehrere Gänge zur Schlichtungsbehörde wurden notwendig und konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Doch Trauer wurde so über Monate immer wieder rücksichtslos gebrochen.

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Als hätte jemand gewusst, dass ich noch keinen erreichbaren Ort zum Trauern hatte

Im Herbst 17 begab ich mich völlig erschöpft in ein Institut für Stressfolge-Erkrankungen. Das war sehr hilfreich, doch die Situation zu Hause konnte ich nicht von mir aus ändern, für einen Umzug war ich zu geschwächt.

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Ein kleiner Teich im Freizeitgarten mit Wasserschnecken. Auch Kaulquappen und Molche/Lurche fühlen sich wohl

 

Im Frühling 2018 übernahm ich einen Freizeitgarten und konnte mir so eine angenehmere Umgebung schaffen. Das erste Mal seit der Hashimoto-Diagnose 2009 spürte ich, wie sich die Muskeln über längere Zeit an die Erfordernisse einer Arbeit anpassten.

Mitte April 2018 übergaben die Vermieter die Verwaltung an eine professionelle Liegenschaftsverwaltung. Nachdem die Anfang August beschlossen hatten, dass sie ab sofort die einzigen seien, die im Haus Regeln aufstellen dürfen (zuvor stellte die Mobberin alle paar Tage neue auf) und dass diese Hausregeln für alle gelten würden, kündigte die Mobberin noch im selben Monat. Was zu erwarten gewesen war. Durch die Ankündigung der Verwaltung war ihr zum Machtmissbrauch ein Riegel geschoben worden.

Trotzdem war sie noch hier und konnte uns nicht in Ruhe lassen, bis ich erneut nachweisen konnte, dass sie über Begegnungen log. Einen Polizisten bat ich, ihr auszurichten, dass ich wisse, dass sie uns filme und dass auch ich jede weitere Begegnung mit ihr als Audiodatei aufnehmen würde. Von dem Moment an begann sie Stück für Stück ihre Sachen aus der Wohnung zu schaffen. Als sie potentiellen Nachmieter*innen die Wohnung zeigen sollte, hörte ich, wie sie im Treppenhaus zu jemandem sagte, sie habe die Wohnung fluchtartig verlassen müssen. Jaja, so kanns kommen, wenn eine Mobberin meint, sie könne ungestraft gutmütige Menschen terrorisieren und verleumden.

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Jene, die sie zu ihren Opfern „auserwählt“ hatte, waren sehr angeschlagen, müde. Der November kam mit seinen Toten-Gedenktagen. Gleichzeitig war ich durch eine heftige Schleimbeutelentzündung in der Schulter und eine etwas harmlosere in der linken in der Mobilität stark eingeschränkt. Weder mir noch der Ärztin fiel ein, dass ich zur Erhaltung der Muskulatur in ein medizinisch-therapeutisches Training gehört hätte.

Mitte Dezember stellte ich mit Befremden fest, dass eine von J.‘s alten Freundinnen mir bei einem Anlass, der nichts mit Thamiam oder J. zu tun hatte, nicht nur die Hand nicht geben, sondern mich auch wieder ignorieren wollte.

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Über die Weihnachtstage wurde mir erneut die brutale, unverhandelbare Endgültigkeit des Todes von Thamiam bewusst. Er kommt nicht am 25. Nicht am 26. Er kommt nicht am 27. und auch nicht am 28. Auch zum Jahresbeginn werde ich ihm nirgendwo begegnen können.

Freya v. Stülpnagel, ohne dich; Hilfe für Tage, an denen die Trauer besonders schmerzt. S. 80
Freya v. Stülpnagel, ohne dich; Hilfe für Tage, an denen die Trauer besonders schmerzt. S. 80
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Im Januar zeigte sich dann, dass J.‘s alte Freundin verlangte, mich von der Möglichkeit einem Lesbennetzwerk beizutreten, auszuschliessen, weil sie nicht damit einverstanden war, dass und wie ich über mein unerhörtes, ignoriertes Leid in meinem Blog schrieb. (Ich bin heute Mitfrau in diesem Lesbennetzwerk.)

Es kann auch sein, dass ich den beanstandeten Blogeintrag irgendwann einmal überarbeiten werde. Solange man mich mit neuerlichem sozialem Ausschluss bedroht und meine Not wie auch meine Existenz als Thamiams lesbische Mama negiert, habe ich leider noch genug anderes zu tun, bevor ich in Ruhe an eine Überarbeitung gehen könnte.

Zum Glück hatte ich wegen der Bursitis einen Termin bei der Hausärztin. Als ich weinend vor ihr sass, zum wiederholten Mal nicht sicher, ob ich nach Thamiams gewaltsamen Tod überhaupt weiterleben mochte, riet sie mir zu einem Klinikaufenthalt. Am liebsten hätte sie mich gleich eingewiesen. Offenbar war sie sehr besorgt um mich. Ich bat sie zuzuwarten, weil ich mir den Ort selber aussuchen wollte und entschied mich dann für eine weitere Runde im Institut für Stressfolgeerkrankungen, wo ich schon gute Erfahrungen gemacht hatte.

Dort brauchte es eine Anlaufzeit von etwa zwei Wochen, danach musste ich mich nicht mehr „zusammennehmen“ und konnte Trauer und Schmerz endlich wieder Raum geben. Die für mich hauptsächlich zuständige Therapeutin übergab mir in der ersten Stunde einen liebevoll gezeichneten, kleinen Comic über den Verlauf der Veränderungen im Trauerprozess, der mich seither begleitet. Im Wissen darum, dass Trauernde sich manchmal im Aufstieg beim „Ausprobieren“ befinden und im nächsten Moment wieder drei Schritte dahinter.

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Gestalten
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DA TUOT QUELS CHI PASSAN, CHI EST TU?

Und dann all die tollen Anwendungen, Therapieformen: Physiotherapie, medizinische Massage, TCM mit Akupunktur, Rückengymnastik und dehnen, Gestaltungstherapie, Einzelgespräche, Aqua-Shiatsu, Tanz, das Qi Gong am Morgen, die Entspannungstechniken vor dem Abendessen, walken, die langen Spaziergänge alleine oder in der Gruppe, Wickel, das Fitnessprogramm. Die vielen kompetenten Mitarbeiter*innen am medizinischen Stützpunkt und im Therapeut*innenteam. Ganz herzlichen Danke an alle, die auf dem kurzen Wegstück am Heilungsprozess beteiligt waren.

Wermutstropfen gab es auch. Klar, wo nicht. Jemand, der offenbar immer noch nicht weiss, dass in Butter wenig Laktose vorhanden ist und wie schon beim ersten Aufenthalt dumme Bemerkungen darüber machen muss, dass eine laktosefrei isst und trinkt, aber zum Nachtessen 5-10 g Butter isst, von der sie selbst aber weiss, dass sie sie verträgt. Ich nehms nicht persönlich. Ich weiss, dass der Herr das auch mit anderen Patient*innen so macht und deswegen schon einige Reklamationen eingingen.

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Eine Bewegungsfrau, die mich erst zum zweiten Mal sah und sofort „Sie ziehen das an“ hervorbrachte, als ich ihr erzählte, wie Leute an meinem Tisch sich abschätzig über eine Frau geäussert hatten. – Ich ziehe das an? –

Die Frau war am Mittwoch entlassen worden und kam am Sonntag mit einem Himbeerkuchen für eine Frau, die Geburtstag hatte. „Ou, was macht denn die do! Muess das ietz si:! So öppis würd ich NIE mache.“ Und die andere, vermutlich Mitläuferin: „Ja, das isch ietz scho no speziell.“ Ich wies darauf hin, dass ich an diesem Wochenende auch andere gesehen hatte, die ein paar Tage zuvor bereits abgereist waren. Sofort wurde nach Namen gefragt. "Ne, ich nenne keine Namen."

Als die Frau kurz darauf zum Grüssen an den Tisch kam, gab es dann trotzdem Küsschen hier und Küsschen da und „Schön, bist du hier.“ Ich mochte diese Verlogenheit nicht mehr aushalten und verliess den Tisch.

Woher um Himmels willen sollte ich - oder jemand anders - die Macht haben, irgendwelche Leute zu einem so blöden Verhalten zu bringen. Von Täter-Opfer-Umkehrung wollte die Bewegungsfrau dann nichts hören – wir hätten halt zwei verschiedene Meinungen – und ich brach zum ersten Mal in meinem Leben eine Sitzung ab. Nein, zu Täter-Opfer-Umkehrungen gibts nicht verschiedene Meinungen. Täter-Opfer-Umkehrungen sind ein No Go. Und in einer Therapie können sie grosses Unheil anrichten.

Für weitere Wermutstropfen sorgten dieselben Patient*innen wie oben, die sich über all die Wochen am Tisch fast täglich abfällig über Mitpatient*innen an anderen Tischen äusserten und dafür sorgten, dass mobbingähnliche Strukturen sich breit machen konnten.

Tragisch, dass manche Menschen wegen ihrer eigenen Schwierigkeiten in eine solche Institution gehen und sich dann auf die (vermeintlichen) Schwächen anderer einschiessen statt sich um sich selbst zu kümmern. Und genauso tragisch, dass Menschen, die es nicht aushalten, mal alleine zu bleiben, sich als Mitläufer*innen betätigen, weil sie unbedingt zu einer Gruppe dazugehören wollen. Nur um sich ein bisschen grösser und stärker zu fühlen? Wie feige.

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Wohltuend ein Neuzugang, der mir später sagte, ihm sei sehr schnell klar geworden, dass er sich wahnsinnig anstrengen müsste, um zu dieser Gruppe zu gehören. Das sei es ihm nicht wert. Und ärgern wolle er sich auch nicht. Danke schön, hab viel von dir gelernt. Wohltuend auch zwei Mitpatientinnen, die mir am Schluss noch erzählten und damit bestätigten, was da an unguten Strukturen am Laufen war.

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Der Drache von Macun - Dragun da Macun

Mit meiner Wahrnehmung blieb ich also nicht alleine. Es gab noch weitere, die das Verhalten der mobbenden Gruppe daneben fanden. Nur dauert es halt jeweils eine Zeitlang, bis andere sich was zu sagen trauen oder untereinander darüber sprechen. Viele haben Angst davor, sich zu outen und sich damit für die Mobber sichtbar zu machen und möglicherweise als nächste dran zu kommen.

Grundsätzlich jedoch war es ein sehr gutes Übungsfeld. V.a. für eine, die sich seit den Zeiten mit ihrer verleumderischen, seit ihrer Jugend alkoholsüchtigen Ex-Geliebten F. öfters mit Mobbing(versuchen) konfrontiert sah. (Doch darüber ein ander Mal.)

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Schönheit im Schnee

Sehen, was läuft. Ja. Doch immer wieder die Frage: Sind diese Leute wichtig für mich? Bin ich von denen abhängig? Weshalb genau bin ich hier? Ja, wegen Thamiam und mir. Und: Nein, diese Leute sind völlig unwichtig. Sie sind nur ein gutes Übungsfeld.

Nun. Ich bin zurück. Leider mit heftigen Muskelschmerzen, weil ich kurz nach Beginn des Aufenthaltes durch die stark erhöhten Aktivitäten in eine Schilddrüsenunterfunktion gerasselt bin. Ich hatte zwar zu Beginn mit der behandelnden Medizinerin noch darüber gesprochen, dass bei erhöhter Aktivität die T3- und T4-„Vorräte“ im Blut schnell aufgebraucht seien. Als es in der dritten Woche losging mit Muskelschmerzen, dachte ich noch, das komme wie die neuen Rückenschmerzen von der ungewohnten Matratze (eine, die sich dem Körper anpasst – eindeutig nicht meins) und steckte bereits zu tief in den diversen Prozessen. Und sonst dachte leider auch niemand daran, dass man es mit einem schwierigeren Hashimoto zu tun hat. Obwohl zu sagen ist, dass es mir in den letzten beiden Jahren, genauer seit Februar 2017, als ich mit dem niedrig dosierten Naltrexin anfing, im Vergleich zu den Jahren zuvor ganz gut gegangen war.

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Jedenfalls konnten die Folgen der nicht rechtzeitig erkannten UF mit den vielen wunderbaren Behandlungen aufgefangen werden. Doch zu Hause hat mensch dieses ganze Programm nicht mehr und es wurde schlimmer und schlimmer. Meine Ärztin wollte letzten Montag wegen gleichzeitigen Fieberschüben die Entzündungswerte messen und ich dachte zum Glück daran, sie um den Schilddrüsenstatus zu bitten. Worauf einiges klar wurde. Ohne starke Schmerzmittel bewege ich mich derzeit jedenfalls nirgendwo hin. Und ohne gehe ich, als hätte man mir vor kurzem alle Knochen gebrochen. Aber das wird sich legen, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie lange es dauern wird, bis das „repariert“ sein wird.

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Vieles ist gut und wohltuend. Mit ein paar Menschen aus der Reha bin ich in wohltuendem Kontakt, auch mit zweien vom ersten Mal :-) Ein herzliches Dankeschön.

Ich habe in meiner Region eine Selbsthilfegruppe gefunden. Der Stellvertreter meiner hiesigen Therapeutin ist sehr hilfreich in diesen Tagen, da sich die Jahrestage folgen. Zwei Bücher einer Trauerbegleiterin, Freya v. Stülpnagel sind mir „in die Hände gefallen“, kaum dass ich zu Hause war. Ich höre Musik, die mich tröstet oder mir beim Weinen hilft oder schaue mir Filme an, die Thamiam bei mir kennen- und lieben lernte (Vaya con Dios oder Out of Rosenheim z.B.) Ich kann mich wieder zum Schreiben hinsetzen, ohne dass die Worte sich gleich verkrümeln, die neblige Leere ist weg. Die Trauer ist weich geworden, auch wenn der Schmerz mir meistens noch fast das Herz zerreisst.

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Mama Gämse
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Mama Gämse (rechts) und Kitz (links)