Frau Salander jagt mir einen Schrecken ein.

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Gestern nachmittag erschrak ich ganz fürchterlich, als ich feststellte, dass Frau Salander in der Wohnung nicht auffindbar war. Im Laufe des späteren Vormittags hatte ich für Tirili das Fenster zum Garagendach geöffnet. In den nächsten Wochen werde ich in dieses Fenster eine Katzenklappe einbauen lassen, so dass sie nach Lust und Laune rein und raus können. Gestern also ging Tirili kurz aufs Dach und kam gleich wieder rein. Ich schloss das Fenster – ohne zu merken, dass auch Frau Salander hinausgegangen war. Bisher war sie nie so besonders daran interessiert gewesen.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Garage steht ein Baum mit ganz dünnen Ästen. Der Schreiner und ich hatten schon gewerweisst, ob die Katzen diese Ästchen überhaupt benutzen würden. Nachdem Frau Salander durch meine Unachtsamkeit nicht mehr in die Wohnung zurück konnte, muss sie den Baum als Abstieg in den Garten entdeckt haben. Ausgerechnet Frau Salander. Die Katze, welche als Baby als einzige ihrer Geschwister die Plastiktüte eines Bauern überlebt hatte und äusserst menschenscheu ist. Die sich nach diesem schrecklichen Erlebnis lange Zeit alleine durchschlagen musste, bevor eine Finderin sie im Alter von neun Monaten zu mir brachte. Die sich sogar von mir, die sie jetzt seit fünf Jahren aufpäppelt und hätschelt und Traumatherapie mit ihr macht, draussen kaum anfassen lässt.

Glücklicherweise reagiert sie wenigstens wie Tirili, die ich selber grossgezogen habe, auf mein pfeifen. Als ich abends in strömendem Regen das erste Mal im Garten stand, meldete sie sich laut miauend aus Nachbars Garten, konnte sich jedoch nicht dazu überwinden, über den Hag zu hüpfen.

Im zweiten Anlauf, morgens um eins oder so, kam sie dann doch erbarmungswürdig schreiend in meine Nähe, wollte aber gleich wieder wegrennen, als ich sie anfassen wollte. Glücklicherweise war ich schnell genug um sie zu packen. Nun liess sie sich ohne Gegenwehr die zwei Stockwerke hochtragen und mit einem alten Handtuch meiner verstorbenen Mutter trocken rubbeln. So beendeten wir glücklich und zufrieden dieses erste Abenteuer nach dem Umzug.