Alter ist nichts für Feiglinge, hab ich gehört. Covid auch nicht. Im Juli und August ging es mir so gut, dass ich vergleichsweise Bäume hätte ausreissen können. Mit dem Wechsel zu feuchtkaltem Wetter Anfang September der Einbruch. Schreiende Schmerzen. Und die Behandlungen verbesserten die Situation nur langsam. Also war wieder mal brennende Geduld gefragt. Inzwischen schmerzen nur noch die Muskeln in den Oberarmen, alles andere fühlt sich nur noch an wie Beton. Was ne Verbesserung. Auch dachte ich, Long- oder Postcovid sei vorbei. Seit etwa drei Wochen wieder Nebel im Kopf, Wortfindungsstörungen etc.
Und wenn ich die Nachrichten aus der Welt höre/lese, u.a. Ukraine und Gaza/Israel/Libanon oder Thailand, wo die Schweiz zur CO2-Kompensation (was eh höchst fragwürdig ist) Elektrobusse für das Land produzieren lässt, Arbeiter jedoch, die sich gewerkschaftlich organisieren wollen, von ihren thailändischen Chefs rausgeschmissen werden, Politiker die Klimakatastrophe ignorieren bis zum geht nicht mehr etc. etc. ... wird mir oft genug nochmals zum Schreien. Aber ich kann die Welt nicht retten. Ich kann nur schauen, dass mein Fussabdruck möglichst klein bleibt und wohltuende Menschen in ihrer Arbeit unterstützen.
Vergangene Woche bin ich wieder einmal bös auf die Welt gekommen. Zu sechst sassen wir beim Kaffee, als aus einem Grund, den ich nicht mehr präsent habe, das Gespräch auf sexualisierte Belästigungen kam. Was ich da erfahren musste. Es gibt doch tatsächlich immer noch Frauen, die andere Frauen und Mädchen die Verantwortung zuschieben dafür, dass sie belästigt werden. „Schau doch mal, wie die durch die Stadt laufen, da müssen die sich doch nicht wundern, wenn sie betatscht werden!“
Freude und Trauer gleichzeitig. Oft noch das urplötzliche Begreifen, es ist real! Körperlich manifestiert! Spürbar. Ertastbar. Wann immer es mich da hin zieht, jederzeit kann ich mich an mein Klavier setzen. Ein Klavier in meiner Wohnung stehen, in meinem Leben zu haben, eines, das mir nicht wieder weggenommen werden kann, rührt gleichzeitig noch ganz viel schweres Altes an.
Gewalt und sexualisierte Gewalt, der unbedingte Wille, Macht über andere Menschen, ein Kind, auszuüben, sind bewährte Mittel, Menschen, Kinder in ihren Möglichkeiten, ihren Fähigkeiten zu behindern, zu beschneiden. Und so kommt halt neben der Freude auch die Trauer über jahrzehntelange Gewalt und all die verhinderten Lebenswege.
Meine Horgener Freundin schickte mir heute Morgen Bilder ihrer Schiffsreise auf dem Zürichsee. Da fiel mir ein, wie ich als junge Frau in Aarau in den Sommerferien jeweils ganz bewusst als Touristin in meiner Stadt unterwegs war und mit ganz neuen Augen schaute. Oder wie ich im Berner Oberland jeweils einen 3/4-stündigen Spaziergang zur nächsten Schifflände machte und den grossen Andersen-Reisewagen hinter mir herzog. Mit dem Schiff nach Thun zum Einkaufen fahren oder nach Hünibach in die Bio-Gärtnerei. Oder einfach mit dem Schiff nach Interlaken und zurück zu fahren.
Das hat schon was. Es entschleunigt, beruhigt und versetzt eine in Ferienstimmung. Die meisten von uns machen das viel zu wenig. Auch ich habe es mit den diversen chronischen Erkrankungen wieder verloren. Zeit, mit das zurückzuholen.
Es regnete extrem oft und viel. Die Schnecks fressen alles, was ihnen zwischen die Raspelzähnchen kommt. 2014 war auch ein Jahr, in dem es sehr viel regnete. Und wenn ich mich richtig eririnnere, bis in den August hinein. Nicht meins. Ich mags warm und trocken. Nächtliche Gewitter wären ok. Aber mei, es ist, wie es ist. Hier kommen wir ja noch glimpflich davon.
Long Covid macht mir immer noch zu schaffen. Gestern merkte ich z.B., dass ich das Konzert von Maria João Pires am Samstag
verpasst habe. Es war vom 12.06. auf den 22.06. verschoben worden. Einfach vergessen. Dabei war es am Freitag noch präsent gewesen. Das ist unschön.
Ich erlebte gerade ein paar Tage lang ein Wechselbad der Gefühle. Vor zwei Wochen hatte ich nach 52 Jahren Durststrecke meine erste Klavierstunde. Gestern die zweite. Vorerst habe ich mit der Lehrerin abgemacht, dass die Klavierstunden 14-täglich stattfinden sollen. Und ich muss noch schauen, wie ich die Stunden finanzieren kann.
Eben im Radio einen Bericht über die Post-Vac-Schäden gehört. Bei 100'000 geimpften Menschen trifft es 20 bis 30 Personen mit Langzeitschädigungen nach den Impfungen gegen SARS-CoV-2. Beim BAG seien rund 300 Gesuche um finanzielle Entschädigung eingegangen. Bis heute seien keine Entschädigungen gesprochen worden. Wieder einmal werden in der - ach, sooo stolzen - Schweiz geschädigte Menschen nicht ernst genommen. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, was für Leute da im BAG hocken. Dass die Impfungen für Millionen von Menschen lebensrettend waren, u.a. für mich, bedingt doch nicht, dass die anderen von den Behörden im Stich gelassen werden sollen. Halleluja.
Aber offensichtlich soll unter den Tisch gewischt werden, dass es Menschen gibt, denen die Impfung das weitere Leben massiv erschwert. Das ist ein riesengrosses Unrecht und hässlich dazu. Es sind Menschen, die vorher aktiv in ihrem Leben waren, junge Menschen und ältere. Sie tragen so schlimme Folgen davon wie Menschen mit schwerem Long Covid und werden mindestens so schlecht oder noch schlechter behandelt als wir anderen. Auch mit Sprüchen wie "Das findet nur im Kopf statt" werden schlimme körperliche Symptome abgewertet und damit die Frau, der Mann, die diese Symptome schildern.
Long Covid ist nicht prickelnd. Fatigue, merkwürdige kognitive Erscheinungen und atmen hauptsächlich. Dafür kann ich nach 37
Jahren Abstinenz plötzlich wieder ein Englisch geschriebenes Buch lesen und verstehe Französisch wieder besser. Auch nett. Nur Italienisch hatte ich nie ganz verloren. Keine Ahnung warum. Nachdem
ich Anfang 90er an Flash Backs von sexualisiertem Terror litt, konnte ich von einem Tag zum nächsten keine Fachliteratur und keine anderssprachigen Bücher mehr lesen. Erst als ich 2008 begann,
meine Fotos auf flickr zu zeigen und englische Kommentare las und schrieb, war mir Englisch zumindest in wenigen Zeilen wieder zugänglich. Bücher jedoch waren zu aufwendig.
In diesem Zusammenhang find ich es wieder einmal erschreckend, dass wir 600 Jahre nachdem
Christine de Pizan ihre Bücher schrieb, immer noch
über Hass gegen Frauen sprechen und uns wehren müssen. Gestern fand ich einen Hinweis auf Laurie Penny's "Fleischmarkt". "Würden alle Frauen morgen aufwachen und sich in ihren Körpern wohl und
kraftvoll fühlen, würde die Weltwirtschaft über Nacht zusammenbrechen." Fühle mich erinnert an "Mythos Schönheit", ein Buch, das auch immer noch im Bücherregal steht. Dt. Ausgabe Rowohlt 1991.
Nachdem es gelungen ist, Frauen über Jahrhunderte zu übergehen, in Vergessenheit geraten zu lassen, stellen wir fest, dass praktisch jede Generation mit denselben Übeln konfrontiert wird. Und was
schreibt ein Mann in die Kommentarspalte: „Bei
Männern wäre es dasselbe". Ohne Sinn oder Versuch eines Nachweises.
*
An jenem letzten Abend im Salento, ein paar Wochen nach seinem Tod, wo ich die Zeit zum Glück mit einer Freundin verbringen konnte. Viel fehlte nicht, Ich wusste, dass ich, an dieser Stelle einmal im Meer, mit Sicherheit nicht mehr rauskommen würde. Nur der Gedanke, dass ich das meiner Freundin und ihren Kindern nicht antun wollte, hielt mich ab.
On that last evening in Salento, a few weeks after his death, where I was lucky enough to spend the time with a friend. There wasn't much missing, I knew that once in the sea, I would definitely not get out again. Only the thought that I didn't want to do that to my girlfriend and her children, hold back.
In Bezug auf das Gedicht von Clare Harner Natürlich ist mir bewusst, dass Thamiam wirklich und wahrhaftig tot ist. Die letzte Zeile in diesem Gedicht, wäre die einzige, die ich nicht geschrieben hätte. Aber für die Frau, die es damals geschrieben hat, stimmte es so.
Es ist dies wieder ein Tag des Abschieds, des Gehenlassens. Wie jeder einzelne Tag der vergangenen sieben Jahre. Wieder. Und wieder. Und wieder.
Das erste Mal seit langem wieder einmal ein Feuer mit E. und N. im Wald. So schön. Wohltuend. Freund*innen und Feuer vom Feinsten.
Vorgestern Nacht begegnete ich prompt im Netz einer Aufnahme von Chopins Nocturnes op. 9 no. 1, von dem ich ihm in der Nacht vor seinem Tod den Link zu einer Aufnahme mit Idil Biret schickte. „Mit den Worten: Seelemusig zum guet dur d Nacht ko.“
Da ich dies schreibe, ist es 10:10. Um diese Zeit vor sieben Jahren war Thamiam allein gelassen und derart verzweifelt, dass er sich das Leben nahm. Es verschlägt mir immer noch den Atem und es gibt Momente, da fühlt es sich so unwirklich an wie in den Monaten danach. Es heisst, immer wieder neu loszulassen und weiterzugehen. Aber auch innehalten und wahr - nehmen, was da ist. Auch wenn die Verletzung noch so tief ist.
Thamiams Geburtstag am 26. März konnte ich dieses Jahr gut begehen. Es waren die zwei Monate zuvor, in der Trauer und Schmerz über seine Abwesenheit sich öfter und eher sanfter bemerkbar machten. Doch nun hat es mich umgehauen, als mir bewusst wurde, dass wir vor sieben Jahren unsere Geburtstage zusammen nachgefeiert haben. Und dass es nie wieder eine Wiederholung oder eine Erneuerung geben wird.
Nach fast zwei Monaten mit Covid schauen meine Wadenmuskeln wie Stecken aus, und so fühlen sie sich beim Gehen auch an. Zum Glück weiss ich, dass es sich wieder verbessern wird, Elastizität und Spannkraft können zurückgeholt werden. Auch die Wortfindungsstörungen werden mit der Zeit wieder verschwinden. Ich sag, zum Glück. Denn lustig ist es nicht.
Ich blieb am Sonntag noch länger bei den Bildern aus dem Salento. Dank einer Freundin, die Land und Leute schon länger kannte und inzwischen im Salento lebt und arbeitet, erfuhr ich eine Region näher und tiefer. Einer ihrer Freunde, der sich mit der Geschichte des Südens gut auskennt, führte uns an mehreren Nachmittagen an besondere Orte. U.a. zum Dolmen und dem Steinkreis. Bild/Picture Orte bei Otranto - Orte vicino Otranto - Orte near Otranto
On Sunday, I stayed longer with the pictures from Salento. Thanks to a friend who had known the country and its people for a long time and now lives and works in Salento, I got to know a region better and more deeply. One of her friends, who knows a lot about the history of the south, took us to special places on several afternoons.
Wo immer du auch bist, es möge dir wohl ergehen. Walk in beauty.
Eine Freundin schrieb gestern in ihrem Tagebuch/Blog, Mandeln seien der neue Hype der Veganer:innen. Es ist wirklich tragisch. Sie wollen etwas Gutes tun, verzichten auf tierische Produkte und wissen nicht, was sie befördern.
So sieht es jedenfalls aus, wenn Xylella fastidiosa sein Werk getan hat (Foto agroscope.admin.ch)
At least this is what it looks like when Xylella fastidiosa has done its work
Tja, vom Tanztee hab ich mich heute abgemeldet. Die "Käfer" hocken immer noch in den Nebenhöhlen und machen erneut leicht fiebrig. Dafür lerne ich die neue Lumix Systemkamera, die ich letzten Herbst gebraucht kaufen konnte, etwas besser kennen. Konnt mich bisher nicht so leicht mit ihr anfreunden wie mit der Nikon D7000, 2010, glaube ich. Die fühlt sich immer noch an wie ein Teil meines Körpers. Aber welche weiss, vielleicht gewöhnen wir uns noch aneinander. Sie ist immerhin nur halb so schwer. Die nächsten Fotos sind allerdings mit der alten Handykamera gemacht.
Next photos were taken with the old mobile phone camera.
Putin will das russische Grossreich, sprich Zarenreich zurück. Das wissen wir nun schon seit ca. 20 Jahren. Und er argumentiert mit Gebietsansprüchen u.a. bis ins 9. Jahrhundert zurück.
Ok, dann will ich Milano zurück und wenn wir grad dabei sind, auch das Veltlin: 1513 Schlacht bei Novara, die Eidgenossen sicherten sich die Herrschaft über Milano. Das Veltlin gehörte zwar den Grauen Bünden (heute Graubünden) und nicht der damaligen Eidgenossenschaft. Es wurde von Napoleon der Cisalpinischen Republik zugeschlagen, bevor die Bündner der Eidgenossenschaft beitraten, aber da sollten wir nicht allzu pingelig sein. Der Putler erlaubt sich ja auch einige Freiheiten bzgl. Geschichte.
Diese Grippe oder was auch immer es ist, ist sehr hartnäckig, Nach 15 Tagen bin ich groggy. Langer Schlaf bis weit in den Vormittag rein, ein kleines Frühstück mit etwas Joghurt und Samen, Milchkaffee - juhu, den mag mein Körper immerhin wieder -, das Briefing von bajour.ch lesen, Dampfbad. Das reicht schon aus. Danach halte ich mich noch kurz aufrecht für diesen Eintrag und dann gehts wieder in die Horizontale.
Gestern war eh Spitex Pflege. Ich bekam Leinsamenauflagen für die Stirn- und Nebenhöhlen und eine Ingwerbrustauflage, weil ich es nicht mehr selber machen kann. Die Kraft dazu fehlt mittlerweile.
Es war höchste Zeit. Ein schmales Gefühl von minimal befreiteren Nebenhöhlen. Morgen folgen weitere Behandlungen. Und ich bin wieder mal äusserst dankbar für unser Gesundheitssystem.
Für alle, die wie ich nicht am Morgestraich sein konnten oder die Fasnacht ganz verpassen, empfehle ich bajour.ch
Ich liebe diese Momente, in denen alles still ist und in der Innenstadt überall die Lichter ausgehen und nur noch die Laternen leuchten.
Es ist der 18. Februar. Heute Vormittag, um 11:40 torkelte eine Hornisse an meinem Fenster vorbei. Ich hatte gar nicht daran gedacht, aber bei den Temperaturen, 13°C+ ist es ja logisch. Höchste Zeit also, ein Schälchen mit Honig- oder Zuckerwasser bereit zu halten und anfliegenden Tierchen ein Löffelchen anzubieten.
Es hatte mich wieder erwischt. Daran zu merken, dass ich ab Mitte November wieder Atemnot und Nebel im Kopf hatte. Und dann, über die Feiertage erst tagelange Übelkeit, nachher wechselte der "Käfer" in den Bauch. Das bessert erst jetzt deutlich. Vier Wochen nach Beginn. Unglaublich, was das Energie frisst, wenn der Bauch so lange betroffen ist.
Eine Freundin, die über die Festtage ihre Mutter im Altersheim besucht hatte, erzählte, sie sei da mit Covid und denselben Symptomen angesteckt worden.
Ich verstehe es nicht. An Orten, wo alte Menschen eng zusammenleben oder sonst wo zusammenkommen nicht darauf zu achten, dass wir uns gegenseitig schützen, ist mir unbegreiflich. Schon klar, dass Covid i.d.R. nicht mehr so gefährlich ist, wie zu Beginn. Aber Lebenszeit so unbedacht aufs Spiel zu setzen. Das kann ich weder verstehen noch akzeptieren.
Die Schläge meiner Mutter beim Stricken waren "selbstverständlich" nicht die ersten. Ich war es gewohnt, von ihr geschlagen oder z.B. mit dem Teppichklopfer verprügelt und von einem Onkel, ihrem Lieblingsbruder vergewaltigt zu werden. "Aber wir haben dich doch lieb", sagte sie mir jeweils hinterher. Oder wenn ich weinte, schlug sie mich, damit ich wisse, warum ich weine. Water Boarding war eine Zeitlang ein so üblicher Erziehungsbegleiter wie bei anderen Hausarrest. Meine früheste Erinnerung setzt ca. 1958 ein. Da war ich gerade mal 2 Jahre alt. Ich war Gewalt also gewohnt. Und trotzdem war dieses von hinten geschlagen zu werden eine Steigerung.
Versteh mich recht. Es geht nicht darum, im Erwachsenenleben Schuldige zu finden, die mein ganzes Leben verpfuscht hätten. Mir ist bewusst, dass meine Mutter genauso schreckliche Erfahrungen hatte machen müssen. Und im Gegensatz zu mir hatte sie kaum die Möglichkeit, da vollends auszubrechen. Wenigstens fand sie einen Mann, der sie bis zu seinem Tod 33 Jahre später mit Respekt und soweit ich das beurteilen kann, als Gleichwertige behandelte. Sie liebte ihn aber nicht. Ich weiss nicht einmal, inwieweit sie Gefühle überhaupt zulassen konnte.